Kryptopyrrolurie die vergessene Stoffwechselerkrankung

Kryptopyrrolurie die vergessene Stoffwechselerkrankung

KPU ist eine Abkürzung für Kryptopyrrolurie. Dabei wird durch die Ausscheidung von Kryptopyrrol vermehrt gebundenes Vitamin B6 und Zink über den Urin ausgeschieden. Es handelt sich dabei um die chemische Substanz 2,4-Dimethyl-3-Ethylpyrrol, früher auch als Malavaria oder Malvenurin bezeichnet.

Schon 1969 wurde die Substanz von Carl Curt Pfeiffer bei seinen Forschungen in der Humanmedizin entdeckt.

Pyrrole sind Bausteine des Häms (roter Blutfarbstoff). Kommt es zu bestimmten, vermutlich enzymatisch bedingten, Störungen bei der Häm-Synthese so tritt ein Anstieg von Pyrrolen im Blut auf. Normalerweise werden die überschüssigen Pyrrole in Gallenfarbstoffen über den Stuhl ausgeschieden. Das Pyrrol bildet allerdings mit aktivem Vitamin B6, Zink und Mangan einen Komplex welcher  über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden wird. Es kann im Körper zu einem Defizit dieser essentiellen Nährstoffe kommen und dadurch werden viele Stoffwechselprozesse nicht mehr reibungslos ablaufen. Zink und Mangan sind   für Mensch und Tier essentiell, lebensnotwendige Stoffe und jeweils Faktor, wichtiger Enzyme und biochemischer Reaktionen. Aus diesem Defizit heraus resultieren weitere renale Verluste an Chrom  und Magnesium.


Inhalt:

Der Mangel an Nährstoffen bringt eine Vielzahl an Symptomen

des Stoffwechselphänomens KPU mit sich. Leider weißt ein Blutbild allein nicht deutlich auf diese Stoffwechselstörung hin. Im Blut lässt sich z. B. Zink darstellen es gibt uns aber immer noch nicht den Nachweis, ob das Spurenelement nicht vor der Verwertung  durch den Urin ausgeschieden wurde. In Ritter und Bender (Praxishandbuch Pferdegesundheit, Kosmos Verlag 2008) wird Kryptopyrollurie (KPU) im Zusammenhang mit Pferden erstmals beschrieben.

Magen- Darmbeschwerden

Magen-Darmbeschwerden sind sehr häufig. Ein geblähter Bauch, Schmerzen im Unterbauch, Gurtzwang und schlecht riechender Atem wird häufig beobachtet. Durchfall, Kotwasser, Koliken und Verstopfung wechseln sich oft ab.

Psychische und Psychosomatische Störungen

Die Konzentrationsfähigkeit ist herabgesetzt. Die Stimmungslage ist häufig depressiv. Die Pferde können nicht mehr Ihre volle Leistung erbringen. Unter Stressbelastung verstärken sich die Leistungsdefizite nochmals. Ängste und Panik können zunehmen.

Die Symptome sind sehr unterschiedlich und schwer zuzuordnen es können sein:

  • Psychische Auffälligkeiten
  • Psychische Veränderungen nach einem Unfall oder Schock
  • Verändertes oder gegensätzliches Verhalten
  • Leistungsabfall und extreme Müdigkeit
  • Überreaktionen bei erhöhtem Stress
  • Tränende Augen, Lichtempfindlichkeit
  • Headshaking, Koppen, Weben
  • Hyperaktivität
  • Darmgeräusche, Blähungen, Kotwasser
  • Gluten-Unverträglichkeit
  • Hautkrankheiten, Sommerekzem
  • Unkoordinierte Bewegung
  • Grundloses Lahmen
  • Unfruchtbarkeit
  • Equines Metabolisches Syndrom
  • Insulinresistenz
  • Dysfunktion der Nebennieren
  • Hufrehe
  • PSSM, chronische Muskelerkrankung
  • Verlust von Bemuskelung
  • Chronisch obstruktive Bronchitis
  • Bakterielle Infektionen, Mauke

Aber Achtung! nicht alle Beschwerden müssen gleichzeitig zutreffen!

Frühe Anzeichen schon im Blutbild erkennen

Auffälligkeiten beim Blutbild sind häufig werden aber meist übersehen.

  • LDH+
  • CK+
  • Leberwerte +
  • Bilirubin 
  • Lymphozyten +/-
  • Kupfer +
  • Zink
  • Selen
  • Homozystein und Histaminspiegel +/- 
  • Immunglobulin A
  • ACTH +

 

 

Die Abweichungen sind oft nicht gravierend und finden oft nur innerhalb der Referenzwerte statt, jedoch die Auswertung aller, gemeinsamen Parameter,  ergeben einen deutlichen Hinweis um einen notwendigen KPU-Test durchzuführen zu lassen. Der Indikanwert, ein Marker für die Besiedelung des Darms mit anaeroben Keimen, ist zur Diagnose beim Pferd zwingend notwendig und kann mit der gleichen Urinprobe durchgeführt werden.

Wie wird ein KPU-Test durchgeführt?

Zur  Feststellung der  Stoffwechselstörung wird ein Urintest benötigt.

  • Bei www.sension.eu kann ein Röhrchen für die Urinprobe angefordert werden.
  • Urinabgabe kurz vor dem Postversand
  • Falls der Urin nicht direkt in das Röhrchen gegeben wird, mit einem sauberen Gefäß vorher abfangen. Darauf achten, dass die Ascorbinsäure (im Röhrchen enthalten) nicht verloren geht.
  • Die Röhrchen sollten ½ bis ¾ gefüllt sein
  • Mindestens 4 Tage bis eine Woche vorher dürfen keine größeren Mengen an Vitaminen, insbesondere Vitamin B6 (z.B. durch Vitaminsäfte und Zinkpräparate) aufgenommen werden, damit eventuelle dadurch bedingte Messstörungen ausgeschlossen werden können. (falsch negativ)

 

Damit sind in der Regel „Ergänzungsfutter“ mit höheren Dosierungen an Zink und Vitamin B Komplex gemeint. Ein normales Müsli oder handelsübliche Mineralfutter brauchen nicht berücksichtigt werden.

Ausgleich durch Fütterung:

Die orthomolekulare Fütterung von KPU samt ihren  unterschiedlichen Ko-Erkrankungen sollte von einem Tierarzt (Fachmann) begleitet werden.

Im dem Buch von Uwe Gröber „Orthomolekulare Medizin“ wird über den erfolgreichen Einsatz von Mikronährstoffen berichtet. Die Firma NATUSAT bietet Ihnen neben fachlich kompetenten Beratungen auch geeignete Präparate zur Behandlung von KPU an.

Bei jüngeren Tieren stellt sich oft eine schnelle Besserung ein. Im allgemeinen jedoch ist eine Behandlungsdauer von 1 bis 2 Jahren nötig, bei manchen Pferden auch lebenslänglich.

Die Therapie erfolgt im Wesentlichen mit:

  • Vitamin B- Komplex
  • Vitamin B 6 als Pyridoxin oder Pyridoxal-5-Phosphat
  • Zinkchelat, evtl. zusätzlich Selenhefe
  • Nucleotiden
  • Magnesium
  • Mangan
  • Kupferfrei
  • Entgiftungstherapien

 

Eine Behandlung ausschließlich mit Zink und B6/B12 hat sich nicht bewährt. Wir müssen bedenken Zink und B6 befinden sich bereits im Organismus, jetzt müssen zusätzliche Mineralien und Vitamine substituiert werden, dass beide Stoffe wieder verwertet werden können!

 

Stoffwechselschieflagen ausgleichen, bedeuten aber eine radikale Umstellung von Bewegung, Haltung und Fütterung.

Bei der Fütterung musste der Tierbesitzer vollkommen umlernen, Pferdefütterung so wie er sie kannte ist heute nicht mehr zeitgemäß. Viel zu große Mengen an Getreide und zu wenig gutes Heu werden gefüttert. Falsche Alternativen, wie Silage dagegen werden immer mehr verfüttert. Die Notwendigkeit ein Mineralfutter zu füttern war bei vielen Pferdebesitzern nicht angekommen. Im Verlauf des Buches gehe ich noch gezielt auf die Fütterung von Pferden ein.

Die meisten Pferde leiden begleitend an einer Futterunverträglichkeit ausgelöst durch den Eiweißstoff „Gluten“. Bei der Fütterung von Kraftfutter der Pferde sollte während der Behandlung darauf geachtet werden, dass nur ein begrenzter Anteil von bis zu 20 % Stärke zugeführt wird. Auf getreidehaltiges Kraftfutter soll verzichtet werden. Bitte fordern Sie hierfür bei uns die Information über getreidefreie Fütterung an. Äpfel sollten auch nicht auf dem Speiseplan stehen. Nach Anschlagen der Therapie kann in Maßen wieder Hafer oder hydrothermisch aufgeschlossener Mais gefüttert werden. Gerste, Weizen, Dinkel und Roggen dürfen auch später nicht mehr verfüttert werden.  (siehe auch getreidefreie Fütterung)

Wird KPU erworben?

Die Häufigkeit innerhalb einer Zuchtlinie lässt sich nachweisen!

Eine Veranlagung zu KPU wird über die Mutterlinie weitergegeben, da die Mitochondrien nur von der mütterlichen Eizelle stammen. Spermien besitzen, da sie keine Zellen sind, keine Mitochondrien! Nicht alle Nachkommen müssen davon betroffen sein.

Es gibt aber auch eine erworbene KPU welche durch falsche Fütterung ausgelöst wird. Zu viel Getreide und kein Mineralfutter sind Hauptauslöser von fütterungsbedingter KPU. Pferde benötigen immer Mineralfutter, da Pferde Salze ausschwitzen. Denken Sie nur an den Schaum, welches Ihr Pferd bei starker Arbeit produziert. Pferde sind eine der wenigen Tierarten, welche Salze durch Schweiß und Speichel verlieren.

Medikamente in Verbindung mit KPU?

Pferde reagieren häufig mit starken Nebenwirkungen auf Medikamente (z. B. mit Hufrehe). Falls Medikamente notwendig sind, sollte die Dosis auf  ca. 25% verringert werden. Allerdings wird der behandelnde Arzt die Dosierung genau anpassen. Medikamente mit porphyrinogenen  Stoffen (z.b. aluminumhaltige oder quecksilberhaltige Medikamente) sollten nicht benutzt werden. Diese Stoffe können wiederum den Häm-Stoffwechsel verschlechtern und weitere Krankheits-Symptome auslösen.

Ist KPU Heilbar?

KPU ist keine Krankheit! Die erzwungenen Mängel an verschiedenen Stoffen welche für einen reibungslosen Ablauf im Körper zuständig sind, kann man für die daraus entstehenden Erkrankungen verantwortlich machen.

Die Symptome von KPU können durch die Einnahme von Mikronährstoffen deutlich vermindert oder sogar vollständig beseitigt werden.  

Zink und B6 benötigen noch weitere Begleitstoffe um nachhaltig verwertet werden zu können.  Der Verlauf  der Therapie ist bei jedem Pferd verschieden. Das Alter der Pferde, der KPU-Wert und die Menge an Beschwerden sind dafür verantwortlich, wie lange eine Therapie andauern soll. Meist tritt innerhalb von 3 Wochen eine deutliche Besserung ein und nach und nach lösen sich viele Probleme auf. Eine Durchschnittsbehandlung dauert ca. 2 Jahre. Danach kann mit einem geeigneten Mineralfuttermittel die Schwäche in Schach gehalten werden. Aber man muss auch zu einem späteren Zeitpunkt immer an die KPU denken.

Entgiftungsstörungen

Toxine, Schwermetalle und Säuren, welche vom Gewebe im laufe einer Behandlung freigegeben werden, können schlecht abtransportiert werden und deshalb ist es äußerst wichtig  regelmäßig zu entgiften. Leber und Niere benötigen regelmäßige Entgiftungskuren und sollten im Anschluß auch wieder sanft aufgebaut werden. Präparate von Mehrfachalgen oder reine Chlorella eignen sich sehr gut zur Schwermetallausleitung. Der Wirkstoff Silimarin aus dem Mariendistelsamen ist effektiv zur Leberentgiftung. Artischocke baut die Leber anschließend wieder auf. Birken- und Brennnesselblätter unterstützen den Abtransport durch die Nieren. Basenwasser (Aqua Plus) und Mineralien fördern bei einer Übersäuerung  den Abbau von Säuren aus dem Gewebe.

Mauke ist ein sicheres Anzeichen für eine Entgiftungsstörung!

Zufallsbefund „KPU und Cushing“

Wenn sich KPU-Fälle häufen lässt man oft einen ganzen Bestand testen. Für die labortechnisch auffälligen Pferde, reicht es meist das Ungleichgewicht durch ein geeignetes Mineralfutter (z. B. Dr. Eiler Spezial) auszugleichen.

Durch eine Studie aus dem Jahr 2012 über neue Nachweismethoden von Cushing und EMS Erkrankungen  brauchten wir auch eine Gruppe „gesunde Pferde“. Die Gruppe habe ich aus meinen KPU Patienten zusammengestellt. Dabei ist mir aufgefallen, daß alle KPU Pferde einen erhöhten Cortisolwert hatten. Alle diese Pferde wären mit Pergolit oder Prescent behandelt worden wenn ein normaler ACTH Test durchgeführt worden wäre. Diese bereits seit längerem behandelten KPU Pferde waren jedoch vollkommen Beschwerdefrei! Folglich könnte der Verlust  von Zink, Vitamin B6 und der dadurch erzwungene Mangel von Chrom dafür zuständig sein und eine Erklärung liefern warum es so extrem viele „angebliche“ Cushing Pferde gibt. Seit Jahren zweifle ich die schnellen Diagnosen „Cushing“ an und empfehle bei nur ca. 10% der erhöhten ACTH-Werte tatsächlich „Prascend“

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